Bad Münder. Die Uhr tickt. Am Sonntag wählt Bad Münder den Mann, der in den kommenden acht Jahren die Stadt nach außen vertreten und die Verwaltung führen soll. Wer noch unsicher war, welchen Kandidaten er unterstützen möchte, hatte beim Wahlforum der Neuen Deister-Zeitung Gelegenheit, die drei Bewerber Hans-Ulrich Siegmund (CDU), Hartmut Büttner (SPD) und Dennis Kühn (parteilos) im direkten Vergleich zu erleben – und erstaunlich viele Münderaner nutzten die Gelegenheit. Fast 400 Besucher begrüßte NDZ-Chefredakteur Marc Fügmann im Martin-Schmidt-Saal und im Foyer, die Kapazität der Räume war ausgereizt.

Vorstellen mussten sich die Kandidaten nicht mehr selbst: Eingespielt wurden drei Videobeiträge (zu sehen unter www.ndz.de), in denen Büttner, Siegmund und Kühn im privaten Umfeld zu sehen sind. Fügmann konnte sich in seinen Fragen also ganz auf die zentralen Themen der Stadt konzentrieren.

Zum Aufwärmen Fragen zu den allgemeinen Zielen: Wo sehen die Kandidaten Potenzial, was soll sich in den kommenden acht Jahren Bürgermeisteramtszeit ändern? Büttner will „mit den Menschen ins Gespräch“ kommen, die Stadt „an ihren Stärken wachsen lassen.“ Die sieht er im Bereich Kur, Gesundheit und Bildung, ein Bereich, in dem viel Kaufkraft generiert werden könne.

Siegmund betont seine Absicht, Arbeitsplätze zu sichern und neue nach Bad Münder holen zu wollen. Der Bereich „familienfreundliche Stadt“ solle erhalten und noch ausgebaut werden, generell versucht werden, die Einnahmesituation der Stadt zu verbessern.

Für Kühn ist vor dem Hintergrund des Zukunftsvertrages wichtig, dafür zu sorgen, dass die Einahmesituation der Stadt verbessert wird. „Acht Jahre sparen müssen heißt nicht, dass die Ursachen angegangen werden.“ Neue Ideen, wie Geld in die Stadt kommen könne, seien gefragt.

Demografischer Wandel und Wirtschaftsförderung

„Wie auf den demografischen Wandel reagieren?“, lautet die Frage – für Büttner liegt eine Antwort in der Stärkung des Standortes. Bad Münder habe durchaus Raum für 22 000 Menschen, junge Familien könnten beitragen, die Stadt zu verjüngen, das Modellprojekt „Umbau statt Zuwachs“ weise in die richtige Richtung. „Arbeit bringt Menschen in die Stadt“, sagt Büttner, hat dabei auch kleinere Betriebe im Blick. „Es müssen nicht immer die global Player sein.“

„Bad Münder ist attraktiv, ausgezeichnet für Familienfreundlichkeit“, erklärt Kühn. Es müsse aber dafür gearbeitet werden, dass sich die für Flegessen oder Hachmühlen angedachte Schließung eines Grundschulstandortes nicht an anderer Stelle wiederhole. „Wir müssen nach außen gehen“, erklärt Kühn.

„Wirtschaftsförderung zur Chefsache machen“ – Siegmund wiederholt diesen Satz in den vergangenen Wochen wie ein Mantra, auch an diesem Abend darf er nicht fehlen. Das Stadtmarketing müsse neu aufgestellt werden, in ein Standortmarketing eingebunden werden. Die im Zukunftsvertrag beschlossene Anhebung der Kindergartengebühren sei wie viele andere Punkte nicht „glücklich“, aber ohne die Punkte wäre die Stadt nicht in den Genuss der 17 Millionen Euro Entschuldungshilfe gekommen.

Bad Münder und die Maststall-Ansiedlung?

„Der Kur- und Gesundheitsstandort Bad Münder muss Priorität haben“, macht Büttner deutlich – und positioniert sich klar mit einem „Ja“ zur bäuerlichen Landwirtschaft und einem „Nein“ zur industriellen Tierhaltung. Die sieht er bei der Grenze von 40 000 Masthähnchen oder 2000 Mastschweinen bereits erreicht. „Das passt nicht zu unserem Kurort, dass wir hier Geflügel und Schweine für den Export produzieren“, erklärt er unter anhaltendem Beifall. Büttner fordert die Nachbesserung im Flächennutzungsplan, um Fehlentwicklungen künftig zu verhindern.

„Das ist nicht meine Vorstellung von artgerechter Tierhaltung“, sagt Kühn zu der Maststall-Planung. „Wenn ich in der Stadt solche Anlagen bauen lasse, muss ich mich nicht wundern, wenn ich keine neuen Einwohner bekomme.“

„Industrielle Tierhaltung ist abzulehnen, bäuerliche Landwirtschaft gehört zu Bad Münder“, stellt Siegmund heraus. Das Thema der Maststall-Ansiedlung sei „in Bad Münder nicht so einfach“, betont er, weist dann auf die bisherigen Planungskosten in Höhe von 120 000 Euro für den „Oberen Deisterhang“ hin, die allerdings das Maststall-Vorhaben bei Nettelrede nicht haben verhindern können. „Das entscheidende Thema sind die Emissionen“, sagt Siegmund.

Fragen aus dem Zuhörerraum Auch das Publikum hatte die Gelegenheit, Fragen an die Kandidaten zu richten. Die Themen, die die Einwohner der Stadt bewegen, sind vielfältig: So wollte ein Gast wissen, was Kühn befähige, die Aufgaben des Bürgermeisters zu erfüllen. „Wie wollen Sie mehr Angebote für Jugendliche schaffen, Herr Büttner“, fragte eine Bürgerin. Ein weiterer Gast erkundigte sich, welche Maßnahmen Siegmund anschieben wolle, um die Verkehrsbelastung durch die Bundesstraßen B 442 und B217 für Hachmühlen zu verringern.

Artikel vom 23.02.2012 aus der NDZ.

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