Mit der eigentlich relevanten Bedeutung des Begriffes 4.0 Digitalisierung und Transformation der Wirtschaft beschäftigte sich der SPD-Ortsverein Bad Münder Deister-Süntel in Eimbeckhausen. Damit wollten die Verantwortlichen um den Vorsitzenden Wilfried Hartmann gängige Vorurteile in diesem Zusammenhang abbauen und zukunftsfähige Perspektiven aufzeigen.

Letzten Endes wirkt sich die Digitalisierung auch stark auf das Wirtschafts- und Arbeitsleben in Bad Münder aus.

In Ihrem Vortrag ging die Bildungsreferentin „mit einem gewerkschaftlichen Herzen“, Dorothea Ritter vom Bildungs- und Tagungszentrum der Heimvolkshochschule Springe auf die Entstehung und Auswirkungen des Begriffes 4.0 ein. Ausgang nahm die Kampagne bei der Hannover Hightech- Messe 2011. Sie berief sich auf die vier Stufen der industriellen Revolution: Es begann alles mit der Mechanisierung, dann folgten die Elektrifizierung und die Automatisierung. Heute stehen wir nunmehr vor den Herausforderungen der Digitalisierung. In Niedersachsen gehe es beispielsweise um die Klimaveränderungen und die sich wandelnde Mobilität. Hier zeichne sich der Trend zu Elektrofahrzeugen und Robotern ab.

„In Japan existieren die ersten Pflegeroboter“, gab Ritter zu bedenken und verwies auf die Folgen für die Arbeitsplätze und die Beschäftigungsentwicklung. Die Referentin beruhigte gleichzeitig: „Nicht gesamte Berufe werden verschwinden, Computer können nur einzelne Tätigkeiten übernehmen.“ Vor allem, wo es um Kreativität und Kommunikation gehe, seien menschliche Kompetenzen nicht so leicht zu ersetzen. Hier und da erfordere es eine Teilnovellierung der Berufe. Ritter plädierte für „das andere Lernen, nämlich selbstgesteuertes Lernen.“

Beim Begriff „Arbeitnehmer“ sieht sie Regelungsbedarf durch Erweiterung der Rahmenbedingungen. Die immer kürzeren Zyklen der Veränderungen führten zu berechtigten Befürchtungen in den Betrieben. Grundsätzlich werde man die Herausforderungen nur bestehen durch tarifvertraglich geregelte Rechte auf Bildung und Qualifizierung, vor allem bei drohendem Arbeitsplatzverlust. Starke Gewerkschaften und Personal- bzw. Betriebsräte müssten ihre Gestaltungsmöglichkeiten konsequent nutzen. Instrumente des bestehenden Betriebsverfassungsgesetzes wie Datenschutz, Arbeitszeitenregelungen und Gesundheitsschutz spielten dabei eine vorrangige Rolle. Um die 4.0 Digitalisierung und Transformation der Wirtschaft wirklich in den Fokus zu stellen, bedarf es der Einbindung aller gesellschaftlichen Gruppen.

In der anschließenden Diskussion stellten der SPD-Vorsitzende Wilfried Hartmann und der Sprecher der SPD-Ratsfraktion Uwe Nötzel die kommunalpolitischen und individuellen Probleme auf diesem Gebiet in den Mittelpunkt ihrer Ausführungen: „Es geht um Menschen!“, erklärten sie unisono. Sie zeigten einige Infrastrukturprobleme vor Ort auf: Wie steht es um Fahrradwege und Energietankstellen in unserer Gemeinde? Wie können Innenstädte wieder mit Leben gefüllt werden – und das angesichts einer steigenden Zahl von Internetbestellungen? Reicht die aktuelle Ausweisung von Gewerbegebieten in Bad Münder aus? Sind örtliche Kfz-Betriebe und die Feuerwehren bereits auf den Umgang mit E-Autos eingestellt? Nötzel sprach von einer Erodierung der Gesellschaft – „Vereine verlieren Mitglieder.“ Im System befinde sich auf allen Ebenen eine immer stärkere Abhängigkeit des Einzelnen. Die Anwesenden waren sich einig, die Thematik 4.0 in allen Facetten und mit großer Ernsthaftigkeit im Interesse der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer im Auge zu behalten und für konkrete Verbesserungen zu kämpfen.

Siegfried Schönfeld, 10.05.19